Matterhorn 4.478 m / Nordwand   August 2001

 

Es ist Ende Juli. Der Wetterbericht meldet recht gutes Wetter für das Wallis, also packen wir unsere Sachen und ab geht´s in die Schweiz. Wir das sind Toni, Gerhard, Hannes und ich.

Unser Ziel: Das Matterhorn 4.478m

Hannes und ich haben die Nordwand im Hinterkopf. Bei guten Wandbedingungen wollen wir diese nach ziemlich genau 70 Jahren nach deren Erstbesteigung durch die Gebrüder Schmid über deren Route erklettern.

In Zermatt überrascht uns mittlerweile die Hektik nicht mehr und wir steigen noch am gleichen Tag zur Hörnlihütte auf.

Das Wetter scheint zu halten und so entschließen wir uns trotz der schwierigen Bedingungen (die Wand ist vom Einstieg bis zum Gipfel mit Wassereis überzogen) einzusteigen.

Um 2.00 Uhr starten wir und lassen gleich nach dem Durchstieg auf das Matterhorngletscher- Plateau eine Koreanische Seilschaft hinter uns.

Es ist zwar Vollmond, doch im Schatten der riesigen Nordwand ist es trotzdem sehr dunkel. Und so klettern wir im Schein unserer Stirnlampen über den Bergschrund und weiter bis zum Ende der Eisflanke. Wir haben gutes Eis und kommen sehr rasch weiter. Die von Reinhold Messner beschriebene Plattenquerung stellt kein Problem dar und so erreichen wir noch immer in der Dunkelheit kletternd den Einstieg zur langen Rampe.

Im mit Wassereis überzogenen Fels klettern wir nun gesichert die steile, schräge Rampe empor.

Endlich erreichen uns auch die ersten Sonnenstrahlen und wärmen unsere starren Glieder.

Doch die Freude wärt nicht lange, denn vom Wandfuß her ziehen Nebelschwaden hoch, die uns bald einhüllen.

In den schwierigen, vereisten Platten nach der Rampe kommen wir nur mehr langsam voran. Zum Standbau können wir, wenn überhaupt, fast nur mehr Messerhaken und ab und zu einen Keil oder Friend verwenden. Schwierigkeitsgrad IV !? Hannes und ich schauen uns an und es kostet uns nur mehr ein Lächeln.

In der Zwischenzeit hat Schneefall eingesetzt und es ist sehr kalt geworden. Wir frieren in den Standplätzen, wenn uns der Wind den frischen Schnee ins Genick bläst.

Doch einen Vorteil hat die Geschichte. Noch kein einziger Stein ist bisher an uns vorbei gerauscht.

Immer wieder türmt sich ein senkrechter Aufschwung vor uns auf, den es gilt über schmale vereiste Colouir´s oder mit einer Umgehung links oder rechts zu erklimmen.

Wir hören schon die Bergsteiger weit links von uns am Hörnligrat und denken an unsere beiden Freunde Toni und Gerhard, die sicher schon den Gipfel über den Normalweg erreicht haben und schon wieder im Abstieg sind.

Doch für uns heißt es vorankommen. Wir spulen routiniert eine Seillänge nach der anderen herunter. Immer wieder suchend, wo wir weiter kommen können in diesem Labyrinth aus Aufschwüngen, Pfeilern und Rinnen.

Endlich ! Ein langes Colouir und eine kurze anschließende Fels- und Schneeflanke führt uns aus der Wand hinaus zum Gipfel.

Wir sind überglücklich. Nach 16 h stehen wir im Schneefall am Gipfel und schütteln uns die Hände. Trotz der Kälte und der starren Glieder genießen wir die Ruhe und Stille.

Nach einer kurzen Rast machen wir uns an den langen Abstieg über den Hörnligrat.

Kurz unter dem Gipfel stoßen wir gleich auf andere Seilschaften. Nach einiger Zeit können wir überholen und erreichen nur mehr in der Dunkelheit das Solvay- Biwak.

Tür auf , rein und schlafen - unser Gedanke. Doch wir werden jäh enttäuscht. Das haben sich wohl auch schon andere gedacht. Die Hütte ist bis zum Brechen voll. Mit Müh und Not ergattern wir einen Sitzplatz auf unseren Rucksäcken.

Aber heute kann uns auch nichts mehr erschüttern.

Froh, daß es endlich Tag wird, rappeln wir uns auf und steigen den ersten zum Gipfel ziehenden Begsteigern entgegen.

 

Matterhorn mit Hörnligrat und Nordwand
Am Ende der Rampe haben wir noch schönes Wetter, aber es ist schon Saukalt beim Klettern.
Nach einem stürmischen Nachmittag im Ausstiegsbereich der Nordwand und einer kalten Nacht in der Solvay- Hütte freuen wir uns über die ersten Sonnenstrahlen.

 

Blick in Richtung Obergabelhorn und Rothorn
Glücklich über die erfolgreiche Durchsteigung der stark vereisten Nordwand blicken wir zurück.
 

www.bergwolf.at

ãWolfgang Rohrmoser 2001


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