Test  - Edelrid Sicherungsgerät "Mega Jul"- by bergfreunde.de     

 

Bergwolf Test – Edelrid „Mega Jul“ – Sicherungsgerät by bergfreunde.de

Sicherte man vor 15 Jahren noch mit HMS- Sicherung oder maximal ein paar Eingeschworene mit einer Stichtplatte, hat sich die Landschaft im Bereich Sicherungsgeräte mittlerweile total verändert. Oder auch nicht, denn ein großer Teil der heute am Markt erhältlichen Geräte basiert eigentlich auf dem „Sticht-Prinzip“, das der fränkische Kletterer Fritz Sticht schon in den 60iger Jahren entwickelt hat.

Der nächste Schritt sind nun die sogenannten „Halbautomaten“, die zwar automatisch blockieren sollen, aber– wie auch der Name schon sagt –ein konsequentes Bedienen benötigen. Hand ist IMMER am Bremsseil! Nach dem Test des Grigri 2 von Petzl, möchte ich Euch heute das „Mega Jul“ von Edelrid vorstellen.

Wiebke von bergfreunde.de hat mir dankenswerte Weise ein Gerät zur Verfügung gestellt.

Das Mega Jul ist für Einfach-, Halb-, und Zwillingsseile mit einem Seildurchmesserbereich von 7,8 – 10,5 mm konzipiert. Es gibt noch den kleinen Bruder, das Micro Jul von Edelrid, das für einen Seildurchmesserbereich von 6,9 bis 8,9 mm bei Halb- und Zwillingsseilen ausgelegt ist. Die Teile sind klein, kompakt und sehr leicht wie jeder vergleichbare Tuber aber doch ein Halbautomat. Der Anwendungsbereich umfasst die Vorstiegssicherung, das Nachsichern von 1 oder 2 Kletterern und das Abseilen.

Vorstiegssicherung:

Das Seil wird wie gewohnt „tubermäßig“ eingelegt, wobei der Drahtbügel (kunststoffummantelter Teil) nach vorne sehen muss. Achtung: Es ist nicht jeder Karabiner geeignet. Z.B. kann es beim Edelrid Strike Slider FG dazu kommen, dass der Bügel ansteht und das Gerät nicht blockiert. 

Hat man schlußendlich das Seil richtig und in einen richtigen Karabiner eingelegt, empfiehlt sich – übrigens wie bei jedem anderen Sicherungsgerät auch – eine Funktionsprüfung im Zuge des Partnerchecks zu machen.

Das Seilausgeben funktioniert mit den heute üblichen Seildurchmessern von 9 bis knapp 10 mm ganz gut. Die Haltung der Bremshand am Gerät mit dem Daumen in der Drahtschlinge ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das rasche Seilausgeben beim Clippen bedarf auch etwas Übung, funktioniert aber ganz gut. Beim Sturz blockiert das Gerät zuverlässig. Ein dynamisches Sichern mittels Seildurchlauf ist aber nicht möglich!

Foto: Ablassen mit Daumenmethode

Foto: Abseilen im Blockiermodus

Ablassen:

Hier gibt Edelrid zwei Möglichkeiten vor. Einmal die Daumenmethode, bei der eine Hand mit dem Daumen die Drahtschlinge vorzieht und dadurch das Gerät entriegelt. WICHTIG: Die zweite Hand bleibt als Bremshand immer am Seil!

Die Ablassgeschwindigkeit lässt sich damit ganz gut dosieren. Das Seil läuft allerdings teilweise über den Daumen und kann somit etwas unangenehm werden. Wer gerne mit Handschuhen sichert, hat hier einen Vorteil.

Die zweite Art ist die sogenannte Drehmethode, bei der mittels Daumen und Zeigefinger das ganze Gerät solange gekippt wird, bis ein Seildurchlauf möglich ist.

Wieder WICHTIG: Die zweite Hand bleibt als Bremshand immer am Seil!

Bei dieser Methode lässt sich aber der Seildurchlauf nicht wirklich gut dosieren.

Nachstiegsichern:

Dafür ist das Gerät sehr gut geeignet und des macht keinen Unterschied ob ein- oder zwei Nachsteiger gesichert werden müssen.

Wie bei allen „Plate“ Systemen im Nachstieg gilt auch hier: Absichern der Stränge mittels Knoten oder am besten eine eigene Mastwurfsicherung für die Selbstsicherung der Nachsteiger anbringen, wenn im Stand nicht umgebaut wird.

Ein Ablassen der Nachsteiger ist möglich, indem mittels zusätzlichen Karabiner als Hebel die Seile gelöst werden. Achtung: es werden dann beide Nachsteiger abgelassen!

Abseilen:

Hier lässt das Gerät auch wieder 2 Methoden zu:

1.)     Tubermodus: Dazu wird das Gerät wie bei Tuber üblich eingehängt. (Drahtschlinge steht nach oben). Die Absicherung erfolgt mit einer Prusikschlinge, da keine Blockierfunktion vorhanden ist.

Diese Methode funktioniert gewohnt gut. Bei sehr dünnen Seilen sprich <8,2 mm muss man trotz der V-Bremsschlitze schon ordentlich halten.

2.)     Blockiermodus: Hierbei wird das Seil so eingelegt, dass die Drahtschlinge nach unten-vorne zeigt. Dadurch blockiert das Gerät selbständig und kann durch vorziehen der Schlinge mit dem Daumen gelöst werden. Das Dosieren ist etwas gewöhnungsbedürftig deshalb schlägt Edelrid die Verwendung eines zusätzlichen Karabiners als Hebel vor. Das fand ich allerdings auch nicht sehr praktikabel.

 

Fazit:

Das Mega Jul hat sicherlich seine Berechtigung zumal das Gerät bei richtiger Anwendung zuverlässig blockiert.

Hier sind wir auch schon beim Nachteil: Das Sicherungsgerät bietet einige Möglichkeiten der Verwendung und braucht mehr an Übung als ein herkömmlicher Tuber. Das Abseilen mit der Blockierfunktion ist mühsam und empfiehlt sich die Tuber-Methode. Es ist kein wesentliches Umlernen vom bisherigen Tube-sichern nötig. Auch hier gilt das Bremshandprinzip (Bremshand unten!) Das Mega Jul ist ein gutes Sicherungsgerät, das die Vorteile eines Tubers mit einem Halbautomaten verbindet.

Zu haben bei bergfreunde.de  - Viel Spass!

 

Bilder (c) edelrid

 

Infos auf:

www.bergfreunde.de

Die oben beschriebenen Ergebnisse basieren auf der subjektiven Meinung des Autors, welcher die Artikel ohne großartige wissenschaftliche Abhandlungen in der Praxis getestet hat.  

www.bergwolf.at

© Wolfgang Rohrmoser 2014


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